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Aufs Tapet gebracht: Wie funktioniert die Verschmelzung von Präposition und Artikel?

Ob man im Haus oder in dem Haus sagt, hängt stark von der Bedeutung im Satz ab. Die Verwendung kann sich nach Kriterien wie Ort, Zeit, Mündlichkeit etc. richten.

„Ich steig dir gleich aufs Dach.“ Ein solcher Satz stammt entweder von einem Dachdecker oder von einer auf uns wütenden Person. Doch ganz gleich, von wem die Worte kommen – weder Handwerker noch Wutbürger würden wohl „Ich steige Dir gleich auf das Dach“ sagen.

Der Beispielsatz führt uns vor Augen, was gemeint ist mit „Verschmelzung von Artikel und Präposition“ (Präpositionen sind Verhältniswörter, die Ausdrücke aneinander anschließen). Solche Verhältniswörter wie auf, in, unter, vor können mit Artikeln verschmelzen: ans, aufs, ins, im, unterm, vors. Die Verschmelzung entstammt, auch das zeigt das erste Beispiel, vor allem der Mündlichkeit. Sie tritt bei schwachen Artikeln auf und gilt in manchen Fällen als standardsprachlich.

Welche Verschmelzungen sind regelkonform?

Folgende Verschmelzungen sind unter anderem ungeeignet für den Schriftgebrauch: an’n, auf’m, in’n, nach’m. Dies liegt daran, dass Konsonantenverbindungen im Deutschen unüblich sind. Außerdem wird der Präposition eine zusätzliche Silbe angefügt.

Den Mittelweg bilden Verschmelzungen, die aus der gesprochenen Sprache kommen und teilweise als standardsprachlich angesehen werden (oder als feste Verbindungen bestehen): außerm, hintern, hinters, unterm, vorm, vors.

Als standardsprachlich und häufig nicht ersetzbar gelten folgende Verschmelzungen: ans, auf, durchs, fürs, ins, ums, am, beim, im, vom, zur.

Verschmelzung oder selbstständiger Artikel?

Trotzdem kann es auch bei standardsprachlichen Verschmelzungen hin und wieder vorkommen, dass sich der Artikel von der Präposition trennt. Dies passiert dann, wenn etwas über einen ganz bestimmten Fall ausgesagt wird, eine Art spezifischer Information erfolgt. In meiner Jugend habe ich in dem Haus hier gelebt (übrigens: indem = damit, dass; in dem = in welchem). Komm rein, das haben wir im Haus. Auch bei Raumangaben finden sich oft Verschmelzungen: Im Dorf war kein Laut zu hören. Er krachte aufs Deck. (Aber: In dem Dorf ist mein Vater geboren.)

Verschmelzungen treten bei eher allgemeinen Aussagen auf: Wir gehen aufs Gymnasium. Aber: Ich gehe auf das Albert-Schweitzer-Gymnasium. Ähnlich verhält es sich bei Zeitangaben: Im Mai / am Sonntag bin nicht zu Hause. Aber: An dem Sonntag (an dem etwas Bestimmtes passiert) bin nicht zu Hause.

Im übertragenen Sinne, bei Redewendungen und festen Verbindungen sind Verschmelzungen gang und gäbe: Hand aufs Herz, das geht aufs Haus, ins Gras beißen.

Die Kleinteiligkeit des Textes und die Häufigkeit verschiedener Regeln zeigen schon: Es gibt für präpositionale Verschmelzungen keine einheitlichen Empfehlungen. Häufig entscheiden subjektives Rhythmus- und Sprachgefühl. Oft sind auch beide Varianten denkbar. Für spezielle Fälle muss sich der Schreibende auf sein Sprachgefühl verlassen oder einen Ratgeber konsultieren.

Harte Fakten: Alles Wichtige im Überblick

Verschmelzungen von Präposition und Artikel entstammen der Umgangssprache, sind aber teilweise standardsprachlich geworden. Insbesondere bei Angaben von Zeit und Ort, aber auch in festen Verbindungen, übertragenem Sinn und Redewendungen tauchen Verschmelzungen auf.
Um 12 Uhr. Am 1. Juli. Die Kinder stehen am Stall. Ins Hintertreffen geraten. Zur Unzeit. Zum Wohl!
Selbstständige Artikel kommen dort ins Spiel, wo etwas Spezifisches ausgesagt oder der Bezug zu einer weiteren Information hergestellt wird.
An dem Stall dort muss etwas gemacht werden. In dem Rathaus hat man uns damals getraut.
Es gibt keine generellen, übergreifenden Regeln zu Verschmelzungen, was sicher ihrem Ursprung geschuldet ist.

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