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Bindestrich: Regeln im Wortinneren

Wie in meinem Beitrag „Bindestrich im Wortinneren“ versprochen, reiche ich hier noch ein paar weitere Regeln nach, wie der Bindestrich gesetzt wird.

Zunächst möchte ich aber auf einen Blogeintrag zum Thema verweisen, auf sprachlog.de schreibt Kristin Kopf über Bindestrich und Leerzeichen: http://www.sprachlog.de/2017/05/04/das-deppenleerzeichen-gibt-es-nicht-eine-art-replik/.

Ein interessanter Punkt in Kopfs Beitrag ist die Verwendung des Bindestrichs zum „auffälligen Trennen“. Dies spiegelt sich auch in meiner täglichen Arbeit als Lektor wider. Namen und Fremdwörter werden mit Bindestrich gekoppelt, laut Kopf, weil „sie […] strukturell ungewöhnlich und deshalb markierungsbedürftig [sind]“.

Dies hat etwas mit unseren Lesegewohnheiten zu tun. Gerade bei Namen und Fremdwörtern kann es zu Irritationen kommen, wenn man sie nicht kennt. In Mode vernarrte Menschen könnten ein Styleansinnen verfolgen, besser liest sich Style-Ansinnen. Oder ein Experte, fiktiver Name Klaus Kohlschütter, entwickelt eine Empfehlung. Die „Kohlschütterempfehlung“ ist allerdings schnell schwierig zu lesen: Kohlschütterem … ach nein … Kohlschütter|em … okay … Darum ist auch hier die Schreibung mit Bindestrich zu bevorzugen.

Bindestriche zur Hervorhebung oder bei gleichrangigen Adjektiven

Ein anderer Grund für Bindestriche kann der Wunsch nach einer bestimmten Hervorhebung sein. Schreibt man Hoch-Zeit, meint man nicht die Vermählung, sondern eine meist geschichtliche Blütezeit.

Gleichrangige Adjektive können ebenfalls mit Bindestrich geschrieben werden: ein heiter-beschwingter Abend. Verstärkt das erste Adjektiv hingegen nur, folgt kein Bindestrich: eine hochbeschwingte Veranstaltung.

Wer Farbe bekennen will, der kann dies mit oder ohne Bindestrich tun. Stehen Farben nebeneinander, wird ein Bindestrich gesetzt. Meint man die Mischfarbe, entfällt er. Zu seinen blaugrünen Augen trägt er ein schwarz-weiß gestreiftes Hemd.

Aus-der-Haut-Fahren ist nicht angesagt, der Bindestrich feiert einen 100 : 0-Sieg

Dann gibt es da noch eine schöne Kategorie, die aus substantivisch gebrauchten Infinitiven besteht. Dahinter verbergen sich Formulierungen wie das Langsam-aber-sicher-kirre-Werden oder das In-habt-Acht-Stellung stehen.

Auch einzelne Ziffern werden mit Bindestrich geschrieben. Ganz egal ob es um den 14-jährigen Jungen oder den 14-Jährigen als solches geht (ähnlich verhält es sich mit den 80er-Jahren). Auch 100-prozentig, x-beliebig oder 3-mal werden auf diese Weise mit Bindestrich geschrieben. Für Günther-Jauch- wie auch Fußballfans ist noch folgende Sache interessant: Ein 5 : 1-Sieg wird genau wie ein 50 : 50-Joker mit Bindestrich, aber Leerzeichen vor und nach dem Doppelpunkt geschrieben. Dies fand ich persönlich sehr ungewöhnlich, da man Leerzeichen in solchen Koppelungen nicht erwartet. Aber wie bei u. a. oder z. B. bleibt der Abstand „5 zu 1; 50 zu 50“ offenbar auch in einer Abkürzung bestehen.

Ich ziehe hier – Verzeihung für dieses allerletzte Wortspiel – einen Schlussstrich. Es gibt eine Menge Einsatzmöglichkeit für Bindestriche im Wortinneren, ob nun zur Hervorhebung oder aber weil es tatsächlich eine Regel vorschreibt. Tendenziell ist es besser, einen Bindestrich zu setzen, als gar nicht zu koppeln. Allerdings wäre überhaupt nichts dagegen einzuwenden, hin und wieder auch den Mut für eine ganz einfache, grundsolide Zusammenschreibung aufzubringen.

Das Wichtigste in Kürze

Einzelne Buchstaben oder Ziffern werden mit Bindestrichen gekoppelt. Daher schreibt man A-Dur, 8-Tonner.

Der Bindestrich wird auch dann gesetzt, wenn ein Wort in einem Kompositum hervorhebungsbedürftig ist oder markiert werden soll. Dies ist bei Namen und Fremdwörtern häufig der Fall: Meiser-Konstante, Publicity-Faktor.

Unübersichtliche Konstruktionen, Aneinanderreihungen und gleichrangige Adjektive werden mit Bindestrichen versehen, so zum Beispiel Museums-Oberaufsichtsleiter, Zwei-Komponenten-Kleber, wild-romantisch.

Außerdem kann man einen Bindestrich setzen, wenn drei Vokalbuchstaben aufeinandertreffen: Allee-Entourage.

Diesen Beitrag habe ich am 6. Juni 2017 veröffentlicht und am 4. April 2024 aktualisiert.

2 Antworten auf „Bindestrich: Regeln im Wortinneren“

Hallo! Bei Bluetoothanwendung sehe ich es auf jeden Fall ähnlich, Touchbildschirm finde ich hingegen weniger problematisch. Es ist ja durchaus subjektiv, wenn man selbst auf Basis der eigenen persönlichen Präferenzen und Leseerfahrungen von einer vermeintlich leichteren oder schwereren Lesbarkeit ausgeht bzw. dies das Kriterium für oder gegen einen Bindestrich ist. Es ist in jedem Fall ein guter Anlass, mich noch mal an den Text zu setzen, denn ich habe ihn ja vor 7 Jahren veröffentlicht. Ich komme leider immer nur nach und nach dazu, die alten Texte zu sichten, zu lesen und dann zu aktualisieren bzw. teilweise umzuformulieren. Herzliche Grüße!

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