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Rechtschreibung Zeichensetzung

Komma vor und: Alles, was Sie dazu wissen müssen

Manchmal mag es widersinnig erscheinen, ein Komma vor und zu setzen. Es ist aber in vielen Fällen durchaus möglich und manchmal auch angebracht. In diesem Beitrag erfahren Sie, welche Regeln es im Zusammenhang mit dem Komma vor und gibt. Auf kommasetzung.net finden Sie darüber hinaus einen weiteren Text von mir zu diesem Thema.

Zwischen zwei Hauptsätzen kann ein Komma vor „und“ stehen

In vielen Fällen funktioniert ein Satz mit und ohne Komma: Ich gehe in die Kirche und danach in die Bibliothek. Klaus und ich sind gute Freunde. Ich, Marie und Heike essen gern draußen.

Werden aber zwei Hauptsätze – also Sätze bzw. Satzteile, die allein für sich stehen könnten – durch eine Konjunktion (und, oder etc.) verbunden, können sie durch Kommas abgetrennt werden.

Die Kinder sahen das Auto[,] und Frau Müller stieg ein.

In diesem Beispielsatz könnte man ein Komma setzen, um das Lesemissverständnis zu vermeiden, dass die Kinder das Auto und Frau Müller sahen. Es ist zwar nicht ausgeschlossen, dass die Kinder auch Frau Müller sahen, der zweite Satz sagt aber vor aus, dass Frau Müller einstieg.

Das optionale Komma sorgt als strukturierendes Element für ein einfacheres Verstehen beim Lesen und beugt Missverständnissen vor.

Kein Komma vor „und“ bei gleichrangigen Nebensätzen

Anders verhält es sich, wenn und Haupt- und Nebensätze verbindet.

Nebensätze erkennt man u. a. daran, dass die finite Verbform am Ende steht, also nach Person und Zahl bestimmt ist. Nebensätze werden häufig über Relativpronomen (der, die, das, welcher), unterordnende Konjunktionen (als, dass) oder Interrogativpronomen (was, wann, wer) an Hauptsätze angebunden.

Im Satz Die Kinder sahen, dass das Auto voll war und [dass] Frau Müller einzusteigen versuchte markiert das Komma vor „dass“ die Grenze zwischen dem Hauptsatz und zwei Nebensätzen. Die beiden Nebensätze sind mit dass gleichrangig an den Hauptsatz angeknüpft, weshalb kein Komma vor und gesetzt wird.

  • Die Kinder sahen, dass das Auto voll war, und stiegen nicht mehr zu.

Hier handelt es sich um einen eingeschobenen Nebensatz; er wird auch dann mit Kommas abgetrennt, wenn der übergeordnete Satz mit einer Konjunktion weitergeführt wird.

  • Die Kinder sahen, dass das Auto voll war und [dass] Frau Müller, die nicht mehr hineinkam, sich ein Taxi rief.

In diesem Satz schließen sich zwei gleichrangige Nebensätze an den Hauptsatz an. In den danach folgenden Nebensatz ist ein weiterer, untergeordneter Nebensatz eingeschoben, der mit Kommas abgetrennt wird.

  • Die Kinder sahen das volle Auto[,] und Frau Müller, die nicht mehr hineinkam, rief sich ein Taxi.

Hier haben wir es mit einer komplexen Konstruktion von zwei eigenständigen Satzgefügen zu tun. Das Komma vor und sollte strukturierend gesetzt werden.

Komplexe Satzkonstruktionen sind eine besondere Herausforderung für die Zeichensetzung

Ähnlich verhält es sich mit diesem Satz: Sie haben so viel Zeit mit Ihrem Text verbracht, dass Sie ihn nicht mehr vorurteilsfrei sehen können und eine zweite Meinung brauchen?

Wieder handelt es sich um zwei gleichrangige Nebensätze. Das Komma muss aber gesetzt werden, wenn aber, jedoch, sondern auftreten:
Sie haben so viel Zeit mit ihrem Text verbracht, dass Sie ihn nicht mehr allein bewältigen können, sondern eine zweite Meinung brauchen?

Mit eingeschobenem Nebensatz sieht die Konstruktion so aus: Sie haben so viel Zeit mit ihrem Text verbracht, dass Sie ihn nicht mehr vorurteilsfrei sehen können, und brauchen eine zweite Meinung?

Gerade bei komplexen Satzkonstruktionen treffen Regeln aufeinander, die sich im Einzelfall gegenseitig aufheben oder überlagern. In diesen Fällen ist es sehr wichtig, zu verstehen, wie die Sätze aufgebaut sind. Texte mit richtigen (und optionalen) Kommas lassen Leser und Leserinnen weniger stolpern.

Auf einen Blick

Verbundene Hauptsätze werden mit Komma abgetrennt. Auch wenn sie durch eine Konjunktion wie und verbunden sind, kann ein Komma gesetzt werden. Der Himmel war blau[,] und der Tag war heiß.

Kein Komma steht vor und, wenn die Konjunktion zwei gleichrangige Nebensätze verbindet, die an einen Hauptsatz angeknüpft sind. Sie sagte, dass der Himmel blau sei und [dass] der Tag heiß [sei].

Ein Komma steht vor und, wenn ein Nebensatz eingeschoben ist und der übergeordnete Satz weitergeht: Ich sagte, dass es wirklich heiß sei, und [ich] schaltete die Klimaanlage ein.

Diesen Beitrag habe ich am 27. Juni 2016 veröffentlicht und am 23. April 2024 komplett aktualisiert und teilweise neu geschrieben.

Beitragsbild: comma chameleon von debaird unter der Lizenz CC BY-SA 2.0

Eine Antwort auf „Komma vor und: Alles, was Sie dazu wissen müssen“

Dass das Komma vor „und“ in verbundenen Hauptsätzen optional ist, freut mich sehr. Ich ließ es seit ewigen Zeiten weg und dachte zwischenzeitlich an einen Fehler meinerseits.

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