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Karacho-Montag

Komma vor und: Alles, was Sie dazu wissen müssen

Ein Komma vor und zu setzen, mag einem manchmal widersinnig erscheinen, aber es ist in vielen Fällen durchaus möglich und auch angebracht. Das Komma vor und ist ein Dauerbrenner, wenn es um generelle Fragen der Kommasetzung geht. Also: Entweder in den Text eintauchen[,] oder gleich in die Zusammenfassung schauen.

Die Kommasetzung war bei mir noch vor ein paar Jahren absolut im Bereich von Zufall und Gefühl angesiedelt, Kommas waren für mich ein unerfassbarer Bestandteil der Chaostheorie. Inzwischen habe ich mir mit regelmäßiger Konsultation von Regeln und Ratgebern ein grundlegendes Verständnis der Kommasetzung angeeignet, es gibt aber immer noch etliche Fälle, in denen ich nachschaue. Das Komma vor und, das Komma vor sowie und oder gehört mit großer Regelmäßigkeit dazu.

Zwischen zwei Hauptsätzen kann ein Komma vor „und“ stehen

Generell gilt: Hauptsätze – also Sätze bzw. Satzteile, die allein für sich stehen könnten – müssen, wenn sie durch eine Konjunktion (und, oder etc.) verbunden sind, nicht durch Kommas abgetrennt werden. Ein optionales Komma ist aber möglich.

Die Kinder sahen das Auto[,] und Frau Müller stieg ein.
In diesem Fall könnte man ein Komma setzen, um das Lesemissverständnis zu vermeiden, dass die Kinder das Auto und Frau Müller sahen. Das optionale Komma kann auch als strukturierendes Element gesetzt werden, um die Struktur des Satzgefüges zu verdeutlichen.

Kein Komma vor und bei gleichrangigen Nebensätzen

Im nächsten Fall werden Haupt- und Nebensatz verbunden. Die Kinder sahen, dass das Auto voll war und [dass] Frau Müller einzusteigen versuchte. Das Komma markiert die Grenze zwischen den Satzteilen. Nebensätze erkennt man u. a. daran, dass die finite Verbform am Ende steht, also nach Person und Zahl bestimmt ist. Nebensätze werden häufig über Relativpronomen (der, die, das, welcher), unterordnende Konjunktionen (als, dass) oder Interrogativpronomen (was, wann, wer) an Hauptsätze angebunden. Im Beispiel sind zwei Nebensätze gleichrangig an den Hauptsatz angeknüpft, beide sind mit dass verbunden. Es wird kein Komma vor und gesetzt.

Die Kinder sahen, dass das Auto voll war, und stiegen nicht mehr zu. Hier handelt es sich um einen eingeschobenen Nebensatz; er wird auch dann mit Kommas abgetrennt, wenn der übergeordnete Satz mit einer Konjunktion weitergeführt wird.

Zwei weitere Beispiele für die Analyse:
Die Kinder sahen, dass das Auto voll war und Frau Müller, die nicht mehr hineinkam, sich ein Taxi rief.
Die Kinder sahen das volle Auto[,] und Frau Müller, die nicht mehr hineinkam, rief sich ein Taxi.

Im ersten Satz schließen sich zwei gleichrangige Nebensätze an den Hauptsatz an. In den danach folgenden Nebensatz ist ein weiterer, untergeordneter Nebensatz eingeschoben, der mit Kommas abgetrennt wird. Im zweiten Satz haben wir es mit einer komplexen Konstruktion von zwei eigenständigen Satzgefügen zu tun. Das Komma vor und sollte strukturierend gesetzt werden. Ähnlich funktioniert es mit dem folgenden Satz von einer früheren Version meiner Homepage.

Noch ein Kommadreisatz

Sie haben so viel Zeit mit Ihrem Text verbracht, dass Sie ihn nicht mehr vorurteilsfrei sehen können und eine zweite Meinung brauchen?
Wieder handelt es sich um zwei gleichrangige Nebensätze. Das Komma muss aber gesetzt werden, wenn aber, jedoch, sondern auftreten:
Sie haben so viel Zeit mit ihrem Text verbracht, dass Sie ihn nicht mehr allein bewältigen können, sondern eine zweite Meinung brauchen?
Mit eingeschobenem Nebensatz sieht die Konstruktion so aus:
Sie haben so viel Zeit mit ihrem Text verbracht, dass Sie ihn nicht mehr vorurteilsfrei sehen können, und brauchen eine zweite Meinung?

Gerade bei komplexen Satzkonstruktionen treffen Regeln aufeinander, die sich im Einzelfall gegenseitig aufheben oder überlagern. In diesen Fällen ist es sehr wichtig zu verstehen, wie die Sätze aufgebaut sind. Texte mit richtigen (und optionalen) Kommas lassen Leser/-innen weniger stolpern. Und wenn Ihnen das jetzt alles richtig vorkommt, Sie aber trotzdem wieder im Kommachaos versinken, wenden Sie sich gern an mich!

Harte Fakten: Die Zusammenfassung am Karacho-Montag

Verbundene Hauptsätze werden mit Komma abgetrennt. Auch wenn sie durch eine Konjunktion wie und verbunden sind, kann ein Komma gesetzt werden. Der Himmel war blau[,] und der Tag war heiß.

Kein Komma steht vor und, wenn die Konjunktion zwei gleichrangige Nebensätze verbindet, die an einen Hauptsatz angeknüpft sind. Sie sagte, dass der Himmel blau sei und [dass] der Tag heiß [sei].

Ein Komma steht vor und, wenn ein Nebensatz eingeschoben ist und der übergeordnete Satz weitergeht: Ich sagte, dass es wirklich heiß sei, und schaltete die Klimaanlage ein.

Beitragsbild: comma chameleon von debaird unter der Lizenz CC BY-SA 2.0

Eine Antwort auf „Komma vor und: Alles, was Sie dazu wissen müssen“

Dass das Komma vor „und“ in verbundenen Hauptsätzen optional ist, freut mich sehr. Ich ließ es seit ewigen Zeiten weg und dachte zwischenzeitlich an einen Fehler meinerseits.

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